Konditionierung und der Wert von Stille für Kinder

Liebe Eltern,

unsere Kinder sind täglich zahlreichen Eindrücken und Erlebnissen ausgesetzt. Der Alltag – sei es in der Schule, im Kindergarten oder zu Hause – formt ihre Wahrnehmung und ihre Gewohnheiten. Oft sind wir uns nicht bewusst, wie sehr sich durch wiederholte Erfahrungen bestimmte Verhaltensmuster einschleichen. Diese sogenannten Konditionierungen prägen, wie Kinder auf Stress oder Ruhe reagieren. Wenn sie ständig in einem Umfeld sind, das voller Aktivität und Ablenkung ist, fällt es ihnen oft schwer, Momente der Stille zu ertragen.

In unserer heutigen, schnelllebigen Welt kann es für Kinder (und auch für Erwachsene) herausfordernd sein, mit Ruhe und Stille umzugehen. Oft wird die Stille als unangenehm oder beunruhigend empfunden, weil sie uns mit uns selbst konfrontiert. Das führt dazu, dass Kinder sich in solchen Momenten schnell ablenken wollen, statt die Stille als Möglichkeit zur Entspannung und Reflexion zu nutzen.

Stille bringt uns in einen Raum, in dem wir mit unseren eigenen Gedanken, Gefühlen und Empfindungen in Kontakt treten. Diese Konfrontation kann zunächst unangenehm sein, weil wir es gewohnt sind, uns ständig durch äußere Reize abzulenken. Es erfordert Geduld und Übung, sich wieder mit der Stille anzufreunden und darin eine Quelle der Ruhe zu finden. Doch gerade in der Stille entsteht der Raum, in dem Phantasie und Kreativität wachsen können.

Eine bewusste Routine aus kurzen, regelmäßigen Momenten der Ruhe kann Kindern helfen, den Wert von Stille zu entdecken und mit ihren eigenen Gefühlen in Kontakt zu kommen. Kinder müssen lernen, dass es in Ordnung ist, sich in der Stille mit sich selbst zu beschäftigen und dass dieser Raum nicht gefüllt werden muss.

 

Teil 1: Weisheitsaspekt – Die Bedeutung von Stille und Konditionierung

Unsere Kinder sind von Natur aus offen für neue Erfahrungen und lernen schnell durch Wiederholung. Wenn sie von ständiger Aktivität umgeben sind, entwickeln sie das Bedürfnis nach kontinuierlicher Stimulation. Dies führt dazu, dass sie die Ruhe meiden und Stille als unangenehm empfinden. Doch Stille bietet einen wichtigen Raum zur Selbstwahrnehmung und Entspannung. Wenn Kinder lernen, mit der Ruhe umzugehen, entwickelt sich ihr Bewusstsein für ihre eigenen Gedanken und Gefühle.

Wenn wir ihnen diese Möglichkeit geben, können sie lernen, sich zu entspannen und ruhig zu bleiben, anstatt nach ständiger Ablenkung zu suchen. Dies ist ein wichtiger Schritt, um langfristig eine Balance zwischen Aktivität und Ruhe zu finden. Das kann am Anfang herausfordernd sein, da die Kinder zunächst mit den Gefühlen und Gedanken konfrontiert werden, die sie vielleicht bisher verdrängt haben. Doch diese Konfrontation ist notwendig, um inneren Frieden und Gelassenheit zu entwickeln.

 

Teil 2: Methoden-Aspekt – Übungen für Kinder zur Förderung von Wahrnehmung und Entspannung

 

Übung 1: Kuscheltier-Atemübung zur Beruhigung

Diese Atemübung hilft deinem Kind, sich auf den Atem zu konzentrieren und dabei Entspannung zu finden.

  1. Dein Kind legt sich auf den Rücken und platziert ein Kuscheltier auf den Bauch.
  2. Ermutige es, den Atem ruhig und gleichmäßig fließen zu lassen, und dabei zu beobachten, wie sich das Kuscheltier beim Einatmen hebt und beim Ausatmen wieder senkt.
  3. Die Übung dauert etwa 5 Minuten. Sie hilft dabei, den Geist zu beruhigen und das Bewusstsein für den eigenen Atem zu schärfen.

 

Übung 2: Mandala-Malen zur Förderung von Konzentration und Kreativität

Diese Übung bietet eine kreative Möglichkeit, sich in Ruhe zu vertiefen.

  1. Gib deinem Kind ein Mandala oder eine einfache kreative Vorlage zum Ausmalen.
  2. Ermutige es, sich auf die Farben und Formen zu konzentrieren, ohne dabei abgelenkt zu werden.
  3. Erkläre, dass es beim Malen keinen „richtigen“ oder „falschen“ Weg gibt – es geht darum, sich in den Prozess zu vertiefen.

 

Durch das Malen von Mandalas lernt dein Kind, sich über einen längeren Zeitraum zu fokussieren und gleichzeitig eine innere Ruhe zu entwickeln.

 

Übung 3: Das „Schnecken-Spiel“ zur Wahrnehmung der Langsamkeit

Diese Übung bringt spielerisch Ruhe und Achtsamkeit in den Alltag.

  1. Erkläre deinem Kind, dass es sich wie eine Schnecke nur sehr langsam und leise durch den Raum bewegen darf.
  2. Kein Ton darf dabei gemacht werden, und jede Bewegung soll bewusst und langsam ausgeführt werden.
  3. Diese Übung dauert etwa 5 Minuten und fördert das Bewusstsein für Bewegung und Stille.

 

Das Spiel vermittelt Kindern, dass sie sich auch in völliger Ruhe und Langsamkeit wohlfühlen können.

 

Übung 4: Analytische Meditation über den Wert der Stille

Diese Meditation hilft deinem Kind, die Vorteile von Stille bewusst zu erkennen.

  1. Setze dich mit deinem Kind in einen ruhigen Raum. Schließt die Augen und beobachtet gemeinsam für ein paar Minuten den Atem, um zur Ruhe zu kommen.
  2. Ermutige dein Kind, darüber nachzudenken, warum Stille manchmal unangenehm ist und welche Gefühle dabei aufkommen.
  3. Stelle Fragen wie: „Was spürst du, wenn es ganz still ist?“ „Warum ist es manchmal schön, ruhig zu sein?“
  4. Beendet die Meditation, indem ihr reflektiert, wie Stille euch helfen kann, ruhig und entspannt zu bleiben.

 

Diese Übung fördert die Akzeptanz von Stille und hilft deinem Kind, die positiven Seiten von Ruhe zu entdecken.

 

Schlussbemerkung

Kinder lernen schnell, sich an die Umgebung anzupassen, in der sie leben. Wenn wir ihnen den Raum geben, durch regelmäßige Momente der Stille und Ruhe in Kontakt mit sich selbst zu kommen, können sie langfristig eine gesunde Beziehung zu diesen Zuständen entwickeln. Stille und Entspannung zuzulassen, mag anfangs ungewohnt und herausfordernd sein, aber mit Geduld und Beständigkeit wird es ihnen leichter fallen, diese Momente als wohltuend zu empfinden. So schaffen wir für unsere Kinder einen wichtigen Raum, in dem sie Ruhe als Kraftquelle erleben können – anstatt als etwas, dem sie ausweichen müssen.