Loslassen – Innere Freiheit durch körperliche Entspannung

„Lass doch einfach los!“ – Ein gut gemeinter Ratschlag, der oft Frust auslöst. Denn so einfach ist es meist nicht. Viele verwechseln Loslassen mit Verdrängen oder Wegschieben. Doch echtes Loslassen funktioniert anders: Es beginnt nicht mit dem Kopf – sondern mit dem Körper.



1. Was Loslassen wirklich bedeutet

Loslassen heißt nicht, dass unangenehme Gefühle verschwinden sollen. Es heißt auch nicht, dass wir Emotionen „nicht haben dürfen“.
Loslassen bedeutet: Wir lösen den Widerstand gegen das, was ist.

Wenn wir etwa Angst oder Wut empfinden, reagiert unser Körper reflexhaft:

  • Schultern ziehen sich hoch

  • Kiefer wird fest

  • Atmung wird flach

Diese Spannung ist oft nicht das Gefühl selbst – sondern unsere Reaktion darauf.
Echtes Loslassen beginnt dort, wo wir aufhören zu kämpfen.



2. Akzeptanz statt Verdrängung

Statt Emotionen zu unterdrücken, dürfen wir lernen, mit ihnen zu sein – ohne uns mit ihnen zu identifizieren.
Wir lassen nicht die Emotion los – sondern unsere Reaktion auf sie: die Anspannung, die Kontrolle, den Widerstand.

Dadurch geschieht etwas Überraschendes:
Die Emotion hat keinen „Anker“ mehr im Körper. Sie darf sich bewegen – verändern – gehen.



3. Die Praxis: Eine Übung zum Loslassen

Schritt 1: Ankommen im Atem
Setze dich bequem hin. Spüre deinen Atem – ohne ihn zu beeinflussen. Lass deinen Fokus sanft auf dem Ein- und Ausströmen ruhen.

Schritt 2: Emotion bewusst einladen
Erinnere dich an eine kürzlich belastende Situation. Spüre die Emotion – nicht analysieren, nur fühlen. Achte auf die Reaktion deines Körpers.

Schritt 3: Spannungen lösen
Atme tief ein. Beim Ausatmen: Lass los. Schultern weich. Kiefer locker. Hände geöffnet. Lass deinen Körper weich werden – auch wenn die Emotion bleibt.

Schritt 4: In der Weichheit bleiben
Spüre, wie du ruhig bist – obwohl die Emotion noch da ist. Du musst nichts verändern. Du bist nicht deine Wut, nicht deine Angst – du bist der Raum, in dem sie sich zeigen darf.

Schritt 5: Reflexion
Frage dich: „Wie fühlt sich dieser Zustand an?“ „Was verändert sich, wenn ich die Spannung loslasse – nicht das Gefühl?“ Nimm wahr, was für dich möglich wird.



4. Zusammenfassung

Loslassen heißt nicht: Gefühl weg.
Loslassen heißt: Widerstand loslassen. Spannung loslassen. Kontrolle loslassen.

Du brauchst deine Gefühle nicht zu unterdrücken. Du kannst sie halten – in einem entspannteren Körper, mit einem offenen Geist. So wird Loslassen zu einem Weg innerer Freiheit.