Konditionierung und der Wert von Stille für Kinder

Liebe Eltern,

unsere Kinder sind heute mehr denn je einer Flut von Reizen und Anforderungen ausgesetzt. Ihr Alltag – in Schule, Kita oder Familie – prägt, wie sie sich selbst und die Welt wahrnehmen. Was dabei oft zu kurz kommt: Momente echter Stille.

Viele Kinder verlernen, mit Ruhe umzugehen. Stattdessen gewöhnen sie sich an Ablenkung, Geschwindigkeit und ständige Aktivität. Diese Gewohnheit wirkt wie eine Konditionierung – und macht es schwer, Stille als wohltuend zu erleben.

Doch Stille ist kein Mangel. Sie ist ein Raum: für Wahrnehmung, Kreativität, Entlastung – und für sich selbst.



Teil 1: Warum Stille (wieder) wichtig wird

Kinder brauchen nicht nur Impulse – sie brauchen auch Pausen.
Nicht nur Bewegung – sondern auch Sammlung.

Doch wer ständig beschäftigt ist, empfindet Stillstand schnell als unangenehm. Stille konfrontiert mit Gedanken, Gefühlen, Körperempfindungen – das ist ungewohnt. Aber genau hier entsteht Entwicklung: In der Fähigkeit, mit dem eigenen Inneren präsent zu sein.

Stille ist nicht leer. Sie ist offen. Und wenn Kinder das lernen dürfen, entsteht:

  • Selbstwahrnehmung

  • emotionale Stabilität

  • innere Ruhe – jenseits äußerer Kontrolle



Teil 2: Praktische Übungen – Ruhe erfahrbar machen

1. Der Bauchballon (Atemübung mit Kuscheltier)

So geht’s:
Kind liegt auf dem Rücken, ein Kuscheltier liegt auf dem Bauch. Beobachten, wie es sich beim Atmen hebt und senkt.

Wirkung:
Beruhigt, erdet und stärkt die Verbindung zum Atem.

 

2. Mandala-Malen – Konzentration durch Kreativität

So geht’s:
In ruhiger Umgebung ein Mandala ausmalen – ohne Zeitdruck oder Bewertung.

Wirkung:
Führt in einen meditativen Zustand, fördert Ruhe und längere Fokussierung.

 

3. Das Schnecken-Spiel – Achtsamkeit in Bewegung

So geht’s:
Kind bewegt sich wie eine Schnecke – langsam, leise, bewusst. Keine Worte, kein Tempo.

Wirkung:
Verlangsamung hilft, Körperwahrnehmung und achtsame Bewegung zu stärken.

 

4. Kleine Meditation: Der Wert der Stille

So geht’s:
In einem ruhigen Raum gemeinsam sitzen. Atem beobachten. Fragen stellen wie:

  • „Wie fühlt sich Stille an?“

  • „Was ist schön daran?“

  • „Was ist ungewohnt?“

Wirkung:
Kinder lernen, Stille bewusst zu reflektieren und als Ressource zu begreifen.



Schlussgedanke

Kinder wachsen in dem auf, was sie regelmäßig erleben. Wenn wir ihnen Stille nicht nur zumuten, sondern als Möglichkeit eröffnen, entsteht etwas Wertvolles: Vertrautheit mit dem eigenen Inneren.

Diese Vertrautheit ist kein Luxus – sie ist eine Grundlage für seelische Gesundheit, Resilienz und kreative Entfaltung.

Stille ist nicht leer. Sie ist der Raum, in dem Kinder wachsen dürfen – nach innen wie nach außen.